Der Frankenthaler Schwimmverein wurde am 23. August 1897 gegründet. Leider sind im 2. Weltkrieg alle Vereinsunterlagen verloren gegangen. Deshalb beruhen die nachfolgenden Angaben, auf den Aussagen von Herrn Jakob Föbel. Er hat die entsprechenden Informationen bei der 1. Mitgliederversammlung nach dem Krieg, am 1. Februar 1947 verlesen.
Nachfolgend Auszüge dieser Ausführungen im Wortlaut:
„Liebe Schwimmerinnen und Schwimmer! Soweit es mir noch im Gedächtnis ist, wurde anfangs 1890 draußen an der Postbrücke an der Isenach ein kleines Loch auf Veranlassung der Stadt ausgehoben. Herr Heinrich Lutz, der spätere Bademeister im Brausebad, wurde zum Bademeister bestellt. Herr Lutz hat im Laufe der Jahre dafür gesorgt, daß ein entsprechendes Bad hergerichtet wurde. Es war für die damaligen Verhältnisse wunderbar und speziell dazu geeignet, Schwimmfeste abzuhalten. Herr Lutz ward nicht müde, mit Unter-stützung unseres alten Freundes und Gönners, Herrn Jakob Selzer sowie des Herrn Haussmann, im Laufe der Zeit Schwimmer heranzubilden. Im Jahre 1897 fuhr Herr Lutz mit einer Anzahl junger Schwimmer nach Alzey zu einem Schwimmfest. Dort errangen diese Schwimmer 5 Erste Preise, bei Beteiligung von Alzey, Frankfurt, Darmstadt u. a. Den großen Vereinen gefiel es natürlich nicht, daß ein kleiner Verein, der noch vollständig in der Luft hing, die Preise mitnahm. Es wurde Herrn Lutz erklärt, daß er kein Schwimmfest mehr besuchen könne, wenn der Verein nicht dem Verband angehöre. Herr Lutz ging zu Baumgärtner (eine Gastwirtschaft, wo die Interessierten verkehrten), erzählte den dort anwesenden Gästen, was sich in Alzey zugetragen hatte, und erhielt dort die Antwort: ,,Der Verein muß gegründet werden.“ Dies geschah am 16. August, und am 23. August 1897 wurde dann der Verein in der Gastwirtschaft Rauch gegründet. Folgende Vorstandschaft wurde damals gewählt: 1. Vorsitzender, Holzhändler Wolff, 2. Vorsitzender Bankdirektor Cröner, Schriftführer Rechtsbeistand Sass, Schwimmwart Herr Lutz, Kassenwart Herr Steffen Bauer, Beisitzer die Herren Jakob Selzer und Haussmann. Die anderen Teilnehmer an der Versammlung sind mir nicht mehr im Gedächtnis. Der Frankenthaler Schwimmverein war gegründet. Dies wurde sofort nach Frankfurt an Herrn Duntze, einen alten Bekannten und Freund, berichtet. Der Frankenthaler Schwimmverein wurde in den Südwestdeutschen Schwimmverband aufgenommen. 1898 wurde das erste Schwimmfest des Verbandes in Frankenthal ausgetragen. Eine Fotografie von damals existiert noch. Es war ein großer Erfolg. Die Schwimmer, u. a. aus Karlsruhe und Stuttgart, waren sehr zufrieden. Der Schwimmverein begann zu blühen und zu gedeihen. Wir wurden geachtet und überall gern gesehene Gäste. Dann kam der Krieg 1914 – 18. Der größte Teil unserer Schwimmer stand im Feld. Der Sport litt sehr darunter…
Von der folgenden Nachkriegszeit, als die Heimkehrer wieder zusammenkamen, berichtet Herr Föbel weiter: … Wir entschlossen uns, ein eigenes Bad zu bauen. Die Pläne waren bereits fertig und von der Stadtverwaltung genehmigt. Die äcker hatten wir bereits erstanden. Da zog die Stadtverwaltung plötzlich ihre Zusage zurück. Wir alleine konnten das Bad nicht bauen. Unser Barvermögen von damals betrug nur 12.000 RM. Das Strandbad wurde auf unsere Anregung hin gebaut. Unser Grundstück stellten wir dafür zur Verfügung. Als Gegenleistung erhielten wir 10 Jahre lang freien Eintritt für das Bad. Hätte man damals geahnt, daß die Verhältnisse so kommen würden, wir hätten den Vertrag nicht unterschrieben. 10 Jahre waren schnell vergangen. Es ist bedauerlich, daß das Vermögen, das die alten Herrschaften zusammengespart hatten, damit verloren war. Von 1897 an hatten wir jedes Jahr ein Schwimmfest, und alle Vereine kamen gern zu uns. Nach Herrn Wolff wurde Herr Patentanwalt Göhring, ein feiner Herr, zum 1. Vorsitzenden gewählt. Er war sehr lange Vorstand. Ihm folgte Herr E. Lutz. Nach wiederum einigen Jahren mußte ich in den sauren Apfel beißen und das Amt übernehmen. Ich war seit 1899 Schriftführer und mit der Materie vertraut. Mir konnte keiner was vormachen. Ich war ca. 30 Jahre im Vorstand, und ich nehme an, daß ich das Amt zur größten Zufriedenheit des Vereins ausgeübt habe. Ich wollte Ihnen das Vorstehende nur sagen, damit Sie einen kleinen überblick und damit eine kleine Unterlage für die Zukunft haben, damit die, die nach uns kommen, aus diesen Angaben sehen können, wie sich der Verein entwickelt hat. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und hoffe und wünsche, daß sich der Schwimmverein in den alten Bahnen weiterentwickelt zum Wohle der Schwimmsache.“
Wie recht Herr Föbel hatte, sehen wir heute, und wir sind ihm sehr dankbar für die Ausführungen von damals. Herr Föbel, der bald nach der Erstgründung dem Verein beitrat, war ab 1899 Schriftführer und danach über 30 Jahre in wechselnden ämtern im Vorstand, zuletzt mehrere Jahre als 1. Vorsitzender tätig. Bei der Einweihung des Schwimmbades an der Postbrücke trat der FSV erstmals bei einem Schwimmfest, das über 2 Tage ging, in Erscheinung. Schon damals nahmen Schwimmer aus Stuttgart, Heilbronn, Darmstadt, Frankfurt und Alzey teil.
Erstmals 1898 führte der Südwestdeutsche Schwimmverband im Frankenthaler Bad ein Schwimmfest durch. Auch die Frankenthaler Heinrich Müller, Ludwig Göller, Karl Wolf und noch einige andere, nahmen daran teil. Wer heute die alten, vergilbten Fotos von damals betrachtet, wird sich eines Schmunzelns nicht erwehren können. Das ist nicht abwertend gemeint. Da sieht man die Männer mit enganliegendem Badetrikot und medaillenübersäter Brust. Sie waren mit Recht stolz auf ihre Leistungen. Was und wie wurde damals geschwommen? An Stilarten kannte der Schwimmsport um das Jahr 1900 das Brustschwimmen, das Seiten-, Hand-über-Hand und Hindernisschwimmen. Das Reglement war noch nicht so ausgetüftelt wie heute. Ging ein Schwimmer die 200 m mit Brust an, durfte er unterwegs in eine andere Lage wechseln, wenn er damit schneller zum Ziel kam. Als Sonderkonkurrenzen gab es noch das Tellertauchen und den Kopfweitsprung. Bei den „Internationalen“ in Frankfurt, Köln und Stuttgart waren in der Folge die FSV-Schwimmer Karl Wolf, Gustav Kohl, Theodor Bebler und wie sie alle hießen am Start und erreichten jeweils gute Plätze. Die Schwimmfeste der damaligen Zeit waren noch wirkliche Feste. Die Stadt war fahnengeschmückt, und die auswärtigen Gäste wurden nicht selten mit der Stadtkapelle am Bahnhof abgeholt.
Der Weltkrieg 1914 – 18 hat die schöne Entwicklung des Vereins jäh unterbrochen. Die meisten Aktiven wurden Soldat, und viele kehrten nicht mehr heim. Auch ihrer soll hier gedacht werden. Die ersten Nachkriegsjahre waren bitter. Nicht nur in sportlicher Hinsicht. Die Reste des ehedem so stolzen FSV sammelten sich und machten sich an den Wiederaufbau des Vereins. Unter Joseph Hartenstein, der mittlerweile Bademeister an der Postbrücke geworden war, den Brüdern Heinrich und Jakob Föbel, den Mitgliedern Fritz Weyland, Karl Wolf u. a. kam wieder eine neue Blütezeit. Anfangs der zwan-ziger Jahre hatte Paul Schmitt die sportliche Leitung übernommen. Seiner Umsicht und Tatkraft hat der Schwimmverein viel zu verdanken.
Das Training leiteten Gustav Kohl und Jakob Isemann. Mit den Schwimmern Schuster, Hahn, Dietrich und Luft war wieder eine schlagkräftige und erfolgreiche Mannschaft entstanden. Zum Ruhm des FSV trug aber damals in erster Linie die Wasserballmannschaft, in der Besetzung Jakob Dietrich (Tor), Jakob Isemann, August Luft (Verteidigung), Philipp Fruth (Mittelstürmer) und im Sturm Philipp Hahn, August Schuster, Gustav Dennhard, bei. Nach anfänglich empfindlichen Niederlagen errangen sie schon 1919, in St. Ingbert, die Gaumeisterschaft. Für mehrere Jahre hatten sie diesen Titel für sich abonniert. Die Jahre vergingen. Jakob Föbel hatte den Vorsitz übernommen. Die Vereinsarbeit galt immer wieder von neuem der Jugend. Es wuchsen Schwimmer heran. Namen wie Strefler, Willmann, Karl, Emil und Ludwig Schuff, Eckert, Knebel, Koch, Kroll. Steidtle, Zercher u. a. vertraten den Verein meist erfolgreich im pfälzischen, südwestdeutschen und süddeutschen Bereich. Die Zeiten änderten sich. Das Bad an der Postbrücke entsprach nicht mehr den Erfordernissen in mehrfacher Hinsicht. Im Jahr 1933 wurde das heutige Strandbad seiner Bestimmung übergeben. Nach mehr-maligen Umbauten, Erweiterungen und Ergänzungen heute noch eine herrliche Anlage. Das Strandbad stellt ohne übertreibung eine erwähnenswerte und verdienstvolle Leistung der Stadt Frankenthal, dar. Wir Schwimmer danken dafür recht herzlich. Schöne Wettkämpfe wurden in der Folge in dieser Wettkampfstätte ausgetragen.
In jenen Tagen leitete Philipp Hahn sen. den Verein, und Paul Schmitt war der sportliche Leiter. Der unvergessene Fritz Römmich, als unermüdlicher Trainer, war für die Erfolge verantwortlich. In echter Sportkameradschaft stand auch die „Alt-Herren-Mannschaft“ zusammen. Sie brachte einige Deutsche Meisterschaften in ihren Altersklassen nach Hause Es waren wieder oder noch die Herren Jakob Dietrich, August Frey, Philipp Hahn sen. und Jakob Isemann. Eine kurze Unterbrechung gab es für den Verein, als der FSV, im Zuge der Neuordnung des deutschen Sports, dem Frankenthaler Turnverein angegliedert wurde.
Es war wieder eine junge Mannschaft entstanden, vorerst mal die männliche Jugend. Mit Hans Beißmann, Georg Leger, Fritz Klein, Philipp Hahn jun., Hans Rauch, Seppl Posse, Fritz Neuroth, Oswald, Kurt und Adolf Meißner, Hans Lindenberg, Erwin Herboth und Waldemar Spohrer war wieder eine schöne Mannschaft im Kommen. Kurz vor dem 2. Weltkrieg brachte Fritz Römmich auch eine starke Mädchenmannschaft zusammen. Emmy Dietz (Landkocz), Liesel, Hilde (Nuß) und Traudel Dietrich (Schulz), Gertrud Lutz (Karolus) Lotte Hahn (Vossen), Hilde Witt (Morlock), Lilo Fries (Meißner) und nicht zuletzt Irmgard Klag (Eckhartt) sorgten im Zeitraum eines gut halben Jahrzehnts für beachtliche Erfolge bei Kreis- bis Deutschen Meister-schaften. Irmgard Klag wurde damals Zweite bei den Deutschen Meisterschaften in Breßlau, und zwar in der Rückenlage. Der Zweite Weltkrieg brach aus und mit ihm erlag fast der gesamte Sportbetrieb.